Seit Oktober 2018 leitet Marina Röhr den Holzwerkstoffspezialisten Europlac. Mit ihrem 230-Mann-Team lebt sie die Leidenschaft für Holz und arbeitet intensiv am Alleinstellungsmerkmal des Familienunternehmens. dds besuchte die Europlac-Chefin in Tettnang.
Frau Röhr, wie entwickelt sich Europlac unter Ihrer Leitung weiter?
Marina Röhr: Den Weg der letzten Jahre konnte ich in unserem Familienunternehmen intensiv mitentwickeln. Die Erfolgsspur gehen wir weiter! Alles was neu entstand, wie etwa das Europlac-House in dem wir hier sind, ist Teil von mir. Ein Gebäude das mehr ist als eine Zentrale und ein Entwicklungslabor. Mit dem dreigliedrigen Präsentationskonzept ist es ein einzigartiges Werkzeug für Planer, Architekten und Innenausbauer, um den perfekten Holzwerkstoff zu finden oder kreieren zu lassen und diesen seinen Kunden begreifbar machen zu können. Ganz wichtig ist, dass wir im Team mit Andrea Bangová in der Produktion in der Slowakei und mit Oliver Heine als Prokurist und Vertriebsleiter perfekt aufgestellt sind.
Was zeichnet Sie als Partner für den Schreiner und Tischler aus?
Wir sind nicht nur der Hersteller von edlen Holzwerkstoffen, der wöchentlich über 100 000 m² Furnier verarbeitet, sondern zugleich die verlängerte Werkbank des Schreiners und Tischlers. Wo seine Kompetenzen heute nicht mehr ausreichen oder wo er nicht mehr nachkommt sind wir für ihn da. Ein Zuliefererpartner, der alles just in time liefern kann, sodass er alles abgestimmt fix einbauen kann.
Wohin entwickelt sich das?
Faszinierendes passiert im Objekt- und Hotelbau. Den Megatrend hin zum »Echten« bedient unser Werkstoff Holz! Das Authentische, Natürliche wird intensiv nachgefragt – das entspricht der Seele unseres Unternehmens. Perfekt ist es, wenn zugleich auch bautechnisch und konstruktiv höchste Anforderungen an Raumakustik oder an den Brandschutz gestellt werden. Beim aktuellen Hotelprojekt »Edelweiß« in Salzburg waren wir so die einzigen, die als Hersteller zur Auswahl standen: Plattenlänge 4,10 m, eine ganz bestimmte Risseiche, schwarz hinterlegt – für Wand und Decke!
Wie erarbeitet man sich diese Kompetenzen?
Unsere Stärke ist der absolute Fokus auf Kundenorientierung! Als lösungsorientierte Spezialisten für Holzwerkstoffe interessiert uns die Kombination aus Standardware und dem Exklusiven. Oft geht es bis an die Grenzen der technischen Machbarkeit – und diese Grenzen schieben wir weiter hinaus. Etwa bei Furnierfügearbeiten, perfekt zentriert beim Pressen auf der Platte mit 0,2 mm Präzision. Eigentlich sind wir ja keine Schreiner, sondern industrielle Produzenten – aber unsere Teams bewältigen auch die Sonderlösungen – belohnt werden wir, wenn der Kunde super zufrieden ist.
Auf Manufakturniveau?
Durchaus – als Manufakturlinie! Lange galt die Zielgröße ab einer Palette, also 24 Platten, wie beim Wettbewerb. Jetzt sind wir weiter. Wenn der Schreiner nur Material für eine Wand braucht – warum nicht? Mein Mann hatte begonnen, einiges zu automatisieren, diesen Weg gehen wir weiter, aber es gibt Dinge, die ich gerne den Menschen überlasse. Der Mensch kann sich etwa Farbnuancen nicht merken – da hilft unterstützende Technik. Der Grund, dass ich hier im Unternehmen bin, das ist die Leidenschaft – und die Umsetzung der Vision meines Mannes und mir! Weshalb sollen wir Werkstoffe verkaufen, die Maschinen uniform herstellen? Wir können optimieren, ja! Aber unsere Produkte aus Holz müssen mit Herz und Verstand entwickelt und produziert werden – und das machen Menschen!
Mehr Menschen haben die Mittel, sich mit dem Echtem zu umgeben …
dagegen steht das Vakuum, das durch höchste Ansprüche an Holzprodukte, von Kundenseite her und der begrenzten Lieferfähigkeit bei den Betrieben, entsteht. Einfach ist es noch, wenn es um 10 000 m² von einer gewöhnlichen Asteiche geht. Wir bieten aber zugleich weit über dem Standard an – wenn gewünscht, vermessen wir die Äste, klein-, groß-, normalastig. Dazu kommt auf Wunsch unsere CNC-Bearbeitung. Für einen industriellen Plattenhersteller ist das sehr exklusiv. Wir können beides! Wirtschaftlich in großer Stückzahl oder exklusiv in Losgröße 1.
Welche Trends sind da noch?
Zum einen wachsen die Auslandsmärkte fantastisch mit Steigerungen von 60 Prozent. Da wird viel Edelholz – unsere Bezeichnung für das Edelste vom Baum, das Furnier, nachgefragt. Feine Boutiquen in Japan beispielsweise, aber auch sehr viel Innenausbau in öffentlichen Gebäuden. Ganz neue Produktkategorien zeigen wir im Mai auf der Interzum. »Varioplex« etwa, ein Holzwerkstoff der zugleich flexibel und stabil ist. Oder »Colorplac« ein farbenfroher Werkstoff für positive Stimmung in Kitas und Schulen. Freuen Sie sich auf unseren Auftritt auf der Interzum!
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